Hat die NZZ etwa einen Interessenkonflikt?

Uns erreicht gerade eine nette kleine Geschichte aus der Schweiz von einer Quelle, die lieber anonym bleiben möchte.
Ein 81 Jahre alter früherer Anwalt gab am Montag, 27. Juni vor einem Gericht in New York zu, mindestens 26,4 Millionen Dollar in der Steuererklärung nicht deklariert zu haben. Dafür wurde er zu einer Busse von 9,8 Millionen Dollar verurteilt. Ob er noch ins Gefängnis muss, will das Gericht am 27. September entscheiden.

Das Pikante daran: der saubere Anwalt hatte das Geld Ende 2005 zuerst auf einem Offshore-Konto bei der UBS platziert, um es dann Mitte 2008 zur Bank Wegelin zu transferieren, weil die UBS ins Visier der US-Behörden geraten war.

Als einen “peinlichen“ Fall für die Bank Wegelin bezeichnete dies heute der Berner „Bund“ und der Zürcher „TagesAnzeiger“ auf ihrer Website. Jetzt habe es auch die Bank Wegelin erwischt. Chef der Bank Wegelin ist Konrad Hummler (TJN: sollte unseren LeserInnen bekannt sein, etwa hier), beredte Stimme schweizerischer Privatbankiers und lauter Kritiker der offiziellen Schweizer Bankenpolitik.

Aber Hummler ist auch Präsident der Neuen Zürcher Zeitung. Die NZZ gab sich wohl deshalb bescheiden und zurückhaltend in ihrer Berichterstattung. Gestern (28.6.) publizierte sie bloß eine kurze Reuters-Agenturmeldung auf ihrer Internet-Seite (siehe hier).

Im gedruckten Blatt der NZZ: nichts, weder gestern noch heute (29.6.). Dafür findet sich heute eine kleine, blaue Annonce:

„Ich bin nicht Kunde bei Wegelin&Co., weil ich lieber in meinem Geld schwimmen gehe“. Dagobert Duck.
Wegelin & Co. Privatbankiers seit 1741. Für alle, die ihr Geld lieber anlegen. www.wegelin.ch.

Das blaue Inserat kann ich leider nicht schicken. Ich habe keinen Zugang zur online Tagesausgabe.
Wie wir an anderer Stelle berichtet haben wirkt die Schweizer Bankenlandschaft wenig vertrauenseinflößend. Ein Grund mehr kritisch zu fragen, wie die Bundesregierung auf die Idee kommt, den eidgenössischen Finanziers die faktische Besteuerungshoheit über Finanzanlagen Deutscher in der Schweiz zu übertragen.

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