Amazons Steuervermeidung erreicht Deutschland

Die Wirtschaftswoche berichtete gestern über die katastrophalen Auswirkungen der STeuerflucht von Amazon auf kleine und lokale Buchhändler. Wiwo schreibt:
"Der Steuertrick von Amazon heißt Luxemburg. Hier sitzt die Zentrale, über die das Buchhandelsgeschäft für Großbritannien aber auch Deutschland läuft. In Luxemburg gelten gedruckte wie elektronische Bücher als Kulturgut und werden daher nur mit einem sehr niedrigen Mehrwertsteuersatz von drei Prozent besteuert. Für die in Deutschland ansässigen Händler bedeutet das: Sie bezahlen die in Deutschland geltenden 19 Prozent, Amazon nur die in Luxemburg geltenden drei Prozent. Da in Deutschland Buchpreisbindung herrscht, bezahlen die Kunden für den Titel immer den selben Preis, die Differenz zwischen den unterschiedlichen Steuersätzen fließt als zusätzliche Marge in die Taschen von Amazon. Doch nicht nur in Europa bekommt Amazon wegen seines "Steuervermeidungssystems" zunehmend Druck."
Dieser Druck äußerst sich zum Beispiel auch in einer Petition von britischen Buchhändlern auf change.org, die sie hier unterzeichnen können.

Wie wir gezeigt haben (hier), fährt Amazon eine aggressive Strategie, seinen Marktanteil mit allen Mitteln zu vergrößern. Dazu gehören kleine Margen, die durch aggressive Steuervermeidung ermöglicht werden. Die Wiwo fährt fort:
"Amazon deshalb als harmlose "Non-Profit-Veranstaltung" abzutun, wie er es von Seiten stationärer Händler immer wieder höre, hält der E-Commerce-Experte für einen großen Fehler. 'Der deutsche Buchhandel ist von Amazon zerlegt worden', empört sich Heinemann. Laut GfK ist der deutsche Buchmarkt rund vier Milliarden schwer, Amazon macht hier zu Lande mit gedruckten und elektronischen Büchern einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro - damit hat der US-Riese rund 30 Prozent des Konsumenten-Buchmarktes in seiner Hand. Vor allem kleinere und mittelständische Verlage haben keine eigenen Webshops und vertreiben ihre Werke über Amazon. Heinemann schätzt, dass der deutsche Fachbuchhandel bereits 50 Prozent des Absatzes im Konsumentenbereich über Amazon macht - und dort nahezu unverhandelbar die Konditionen diktiert bekomme."
Letztlich läuft vieles auf die Frage hinaus, ob wir weiterhin Buchläden in den Innenstädten haben wollen:
"Die Gefahr, dass immer mehr Kunden den Kauf per Mausklick dem Bummeln in der Innenstadt vorziehen und irgendwann nur noch städtische Einöden zurückbleiben, hält Heinemann für durchaus real. Für einen mittelständischen Händler lohne sich schon jetzt eine Filiale in einer Stadt unter 50.000 Einwohner nicht mehr."
Schön zu sehen dass die Wirtschaftswoche sich beginnt für fairen Wettbewerb stark zu machen und wir hoffen, dass die Petition zu Amazons Steuern bald auch Deutschland erreicht. Dann sollten wir vielleicht nicht nur um Almosen von Amazon bitten, sondern die länderbezogenen Berichtspflichten auch jenseits von Banken einfordern.